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Was ist Jute? Die Vorteile, Geschichte und Verwendungen der „Goldenen Faser“

Was ist Jute?

Was ist Jute?

Jute ist ein fester Bestandteil unseres Alltags: Wir alle kennen Taschen, Beutel, Verpackungen, Vorhänge und Möbelstücke aus dem Material mit der groben, netzartigen Struktur. Doch was ist Jute eigentlich?

Jute ist eine Naturfaser, die aus sogenannten Corchorus-Pflanzen gewonnen wird. Hierbei handelt es sich um Sträucher aus der Familie der Malvengewächse. Die langen, weichen und schimmernden Fasern werden zu groben, robusten Garnen gesponnen, die für viele verschiedene Nutzen verwendet werden können. Neben der Baumwolle ist Jute weltweit die wichtigste Naturfaser. Aufgrund ihrer Farbe und dem leichten Schimmer wird Jute auch als „Goldene Faser“ bezeichnet.

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Woraus besteht Jute?

Jute wird aus den Pflanzen Corchorus olitorius und Corchorus capsularis gewonnen. Diese Pflanzen sind auf allen subtropischen und tropischen Zonen zu finden, nennen jedoch hauptsächlich Indien und Pakistan ihre Heimat. Hier werden sie das ganze Jahr über angebaut. Die Fasern bestehen aus Zellulose und Lignin und befinden sich im mittleren hölzernen Bereich des Stängels. Heutzutage werden zwei verschiedene Arten der Faser produziert: Die robuste, weiche und seidige braune Jute, die wir alle kennen, und die weniger robuste weiße Jute.

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Geschichte und Ursprung

Dokumente aus dem indischen Mogulreich (1526 bis 1858) belegen, dass Dorfbewohner Kleidung aus Jute trugen. In Indien wurden auch Seile und Schnüre aus dem Material gefertigt. In China hingegen wurde Jute, neben anderen natürlichen Materialien, zur Herstellung von Papier verwendet. Im Jahr 2006 wurde ein kleines Stück Papier aus Jute mit chinesischem Schriftzug in Dunhuang entdeckt, einer Stadt in der westchinesischen Provinz Gansu. Archäologen nehmen an, dass es aus der Han-Dynasty (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) stammt.

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Ab dem 17. Jahrhundert

Die Britische Ostindien-Kompanie war eine der ersten Händler von Jute. Im Jahr 1793 exportierte die Kompanie ca. 100 Tonnen der Faser. Die maschinelle Verarbeitung in Europa begann in der schottischen Stadt Dundee. In 1830 entwickelten die Flachsspinner aus Dundee Maschinerie zum Spinnen von Jute, indem sie die Maschinen zum Spinnen von Flachs umrüsteten.

Durch den Aufschwung der Jute-Industrie in Europa erhöhte sich auch der Export der Jutepflanzen aus dem indischen Subkontinent. Kalkutta (heutzutage Kolkata) war das Zentrum des Handels. Die Hafenstadt stellte nicht nur genügend Arbeitskäfte, sondern auch Kohle zur Verfügung. Das erste Jutewerk wurde 1855 in Rishra in der Nähe Kalkuttas eröffnet. Im Jahr 1869, war Kalkutta die Heimat von fünf Werken, in der Jute auf 950 Webstühlen verarbeitet wurde. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1910 , exportierten 38 Kompanien mehr als eine Billionen Yard Stoff und über 450 Millionen Taschen. Im Jahr 1939 waren die Flüsse in der Nähe Kalkuttas Heimat von 68,377 Webstühlen.

Die ersten Artikel aus Jute, die in Dundee hergestellt wurden, waren grobe Verpackungsmaterialien. Mit der Zeit entwickelten die Schotten jedoch bessere Methoden und konnten feineren Rupfen oder Sackleinen weben. Auf dem europäischen Festland wurde die erste Jutespinnerei im Jahr 1861 gegründet. Das Unternehmen in Vechelde bei Braunschweig produzierte bis ins Jahr 1926 wöchentlich 500 bis 600 Zentner Jutegarn.

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Indische Unabhängigkeit

Mit dem Fall des britischen Königreichs und der anschließenden indischen Unabhängigkeit im Jahr 1947, verließen viele der britischen Industriellen das Land. Die Jutespinnereien jedoch blieben stehen und wurden von lokalen Geschäftsmännern übernommen. In Pakistan gab es keine Spinnereien, obwohl die Pflanze reichlich zu finden waren. Während die politischen Spannungen zwischen Indien und Pakistan wuchsen, begann auch Pakistan mit dem industriellen Anbau und der Verarbeitung. Nach der Abspaltung von Bangladesch im Jahr 1971 beschlagnahmte die neue Regierung die meisten Jutespinnereien in Pakistan und gründete dann die sogenannte Bangladesh Jute Mills Corporation.

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Wie wird Jute hergestellt?

Zum Anbau ist ein warmes und feuchtes Klima mit ausreichend Regenschauern und lehmigen Böden nötig. Im richtigen Klima benötigen Jutepflanzen kaum Dünger oder Pestizide. Nach der Ernte der bis zu vier Meter hohen Pflanzenstängel werden diese geröstet. Aus den gerösteten Stängeln können die Fasern per Hand herausgetrennt werden. Die Jutefasern werden in fließendem Wasser gewaschen und getrocknet. In Jutewerken wird aus der rohen Jutefaser Garn gewonnen, welches dann zu verschiedenen Produkten verarbeitet werden kann.

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Wozu wird das Material verwendet?

Aufgrund ihrer stabilen und langlebigen Natur wird Jute unter anderem zur Herstellung von Verpackungsmaterialien, Säcken und Teppichen verwendet. In jüngster Zeit wird das Material auch als natürlicher Dämmstoff eingesetzt. Im Alltag ist Jute in den weit bekannten Jutebeuteln, Bezügen von Polstermöbeln und Teppichen zu finden. Die Sohle von traditionellen Espadrilles wird aus dem Material gefertigt und verleiht der bescheidenden Faser so einen Touch Glamour.

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Vorteile

  • Robust
  • Atmungsaktiv
  • Günstiger Preis
  • Umweltfreundlich
  • Vielseitig
  • Antistatisch
  • Kann mit anderen Fasern gemischt werden

Nachteile

  • Knittert leicht
  • Grobe Struktur
  • Farben können im Sonnenlicht verblassen
  • Verliert an Stärke, wenn sie Wasser ausgesetzt wird

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