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Was ist Leder? Das bewährte Material im Überblick

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Was ist Leder?

Wir alle wissen, dass Leder aus Tierhäuten gefertigt wird. Die meisten von uns besitzen auch mehrere Kleidungsstücke und Accessoires aus Leder. Leder ist feste mit der Geschichte des Menschen verflochten: Schon die 5300 Jahre alte Gletschermumie Ötzi besaß Schuhe und Oberbekleidung aus Leder, die Römer verwendeten Leder zur Herstellung der Ausrüstung von Legionären und Cowboys im Wilden Westen bevorzugten Lederkleidung aufgrund ihrer Reißfestigkeit und Resistenz gegen Wind und Wetter. Doch was ist Leder eigentlich? Wie wird Leder hergestellt? Diese Informationen, alle Eigenschaften, Vorteile und mehr findest du hier.

Woraus besteht Leder?

Echtes Leder wird aus den Häuten von Tieren gefertigt. Am häufigsten werden Häute und Felle von Rindern, Ziegen, Schafen und Schweinen verwendet. Auch aus Pferdehäuten kann Leder hergestellt werden. So ist „Cordovan“ beispielsweise ein Rossleder, das aufgrund seines spiegelgleichen Glanzes und der robusten Struktur zur Herstellung von Schuhen verwendet wird.

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Lamm-, Hirsch- und Elchhäute sind beliebt zur Herstellung von teuren Kleidungsstücken. Die Haut von Reptilien, wie Alligatoren, Krokodilen und Schlangen, werden aufgrund ihrer exotischen Muster für Accessoires und Luxus-Artikel verwendet. Aus dehnbarem und dennoch robustem Känguruleder werden Motorrad- und Falknerhandschuhe gefertigt. Straußenleder ist aufgrund seines außergewöhnlichen „Gänsehautmusters“ beliebt und wird zur Herstellung von Polstern, Schuhen, Handtaschen und Kleidung verwendet. In Thailand wird selbst die Haut von Stachelrochen zu Leder gefertigt, da sie besonders robust und haltbar ist.

Die Geschichte von Leder

Schon seit der Kupfersteinzeit wurden Tierhäute bearbeitet, um aus ihnen Leder zu fertigen. Das Bild des „Höhlenmenschen“, der Tiere für Nahrung und deren Felle jagte, ist weit bekannt.

Die ersten Schriften, die ein Verfahren zur Gerbung beschreiben, sind assyrische Texte und Homers Illiad. Diese Verfahren waren damals die Gerberei mit Hilfe von Formaldehyd (produziert durch die Dämpfe, die beim Verbrennen von grünen Blättern und Hölzern entstehen), planzliche Gerberei und Weißgerbung mit Hilfe von Aluminiumsalzen.
Auch Schriften aus dem antiken Mesopotamien, Ägypten und Griechenland dokumentieren die Herstellung und Verwendung von Leder.

Cordova-Leder wird seit dem 8. Jahrhundert in Spanien produziert und ist auch heutzutage noch beliebt zur Herstellung von Mode und Accessoires. Im mittelalterlichen Europa wurde Leder jedoch im großen und ganzen relativ grob verarbeitet. Der Herstellungsprozess war in Vorderasien und Nordafrika zur dieser Zeit viel weiter vorgeschritten. Erst im 18. Jahrhundert wurden marokkanische Verfahren zur Gerberei auch in Mitteleuropa verbreitet. Die industrielle Revolution vereinfachte die Herstellung und Verarbeitung von Leder, da Maschinen und die Nutzung von Chromsalzen die Verarbeitung der Häute in einem kürzeren Zeitraum ermöglichten.

Heutzutage wird Leder in vielen verschiedenen Ländern produziert und ist noch immer ein beliebtes Material für Kleidung, Accessoires, Polstermöbel und viel, viel mehr. Indien ist beispielsweise der drittgrößte Produzent und Exporteur von Ledern weltweit.

ledertaschen und lederschuhe

Wie wird Leder hergestellt?

Zur Herstellung von Leder sind drei Schritte erforderlich.

Der erste Schritt ist die Vorbereitung der Tierhäuten. Diese werden zunächst in Salz oder durch Trocknen konserviert. Die Häute werden durch verschiedene mechanische Verfahren enthaart, entfleischt, entkälkt und gebeizt. Die gewünschten Eigenschaften können bereits bei diesen Arbeitsschritten wesentlich beeinflusst werden.

Bei dem zweiten Schritt handelt es sich um die Gerberei. Hierbei erfolgt die Umwandlung der rohen Haut in Leder, um das Material haltbar zu machen. Ungegerbte Tierhäute sind hart und starr, wenn sie trocken sind, und verwesen im nassen Zustand. Gegerbtes Leder hingegen ist das vielseitige und robuste Material, das wir seit Jahrtausenden kennen und lieben.
Die vorbereiteten Tierhäute werden zusammen mit den Gerbstoffen in drehbare Fässer aus Holz, Edelstahl oder Kunststoff gegeben. Ähnlich einer Waschmaschinentrommel drehen sich die Fässer um ihre eigene Achse, damit die Gerbstoffe in die gesamte Tierhaut eindringen können. Wenn die Häute vollkommen mit den Gerbstoffen beschichtet sind, wird der pH-Wert der Gerblösung leicht erhöht. Diese Neutralisation fixiert die Gerbstoffe im Leder. Je länger die Gerbstoffe fixiert werden, desto robuster und fester ist das Endergebnis.

Der dritte Schritt bestimmt die endgültigen Eigenschaften des Leders. Hierbei handelt es sich um Weichheit, Farbe, Fülle, Struktur, Dehnbarkeit und Wasseraufnahme. Neben dem Färben und der Trocknung, wird das Leder auch eingefettet und gefalzt. Durch eine Behandlung mit speziellen Chemikalien werden vor allen Dingen Nubukleder wasserfest gemacht. Jedoch können auch Glattleder so behandelt werden.

buntes leder

Gerbstoffe und -Verfahren

Vegetabile Gerbung: Das älteste Gerbverfahren, bei dem Gerbstoffe aus Blättern, Rinden, Hölzern und Früchten verwendet werden. Diese pflanzliche Gerberei war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die üblichste Art der Gerbung, spielt heute jedoch nur eine geringe Rolle. Das mit Hilfe dieses Verfahrens hergestellte Leder ist üppig und hat eine braune Farbe. Es ist nicht wasserfest, verfärbt relativ leicht und wird hart, wenn es nach einem Nasswerden getrocknet wird.

Gerbung mit Chromsalzen: Die Gerbung mit Chromsalzen wurde im Jahr 1958 entdeckt. Hierbei wird das Leder mit Chrom-III-Salzen oder aber auch anderen Mineralsalzen, wie Aluminium- oder Zirkonsalzen, gegerbt. Da das feuchte gegerbte Leder eine blasse blaue Farbe hat, wird es in der Industrie als „Wet Blue“ bezeichnet. Da die vorbereiteten Tierhäute mit dieser Methode in nur einem Arbeitstag gegerbt werden können, hat die Chromgerbung die langsamere Pflanzengerbung im Laufe der Zeit verdrängt.

Gerbung mit Aldehyd-Gerbstoffen: Heutzutage werden die Tannine für dieses Gerbverfahren aus Glutaraldehyd gewonnen, während in der Vergangenheit Formaldehyd verwendet wurde. Leder aus der Aldehyd-Gerbung haben im ungefärbten und nassen Zustand eine helle beige Farbe und sind in der Lederindustrie als „Wet White“ bekannt. Die „chromfreien“ Leder werden häufig in der Herstellung von Autositzen und -Amaturen verwendet.

Fettgerbung: Fischöle, Seetieröle und Fette des Gehirns mit gerbender Wirkung werden in die Tierhäute eingewalkt. Die Öle oxidieren in der Haut und entfalten so ihre Gerbwirkung. Die Leder werden nach dem Trocknen ausgewaschen und erneut getrocknet. Da diese Leder für ihre Weichheit bekannt sind, ist eine Nachgerbung häufig nicht erforderlich.

Alaungerbung: Neben der vegetabilen Gerbung ist die Alaun- oder Weißgerbung eines der ältesten Gerbverfahren. Hierbei werden natürlich vorkommende oder synthetisch hergestellte Aluminiumsalze als Gerbstoffe verwendet. Weißgegerbtes Leder ist von weißer Farbe und unglaublich wasserempflindlich, da die Gerbstoffe ausgewaschen werden können. Diese Art der Gerbung wurde bis auf wenige Ausnahmen von der Chromgerbung verdrängt.

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Lederarten

Besonders dickere Tierhäute werden häufig in verschiedene Schichten zerlegt. Diesen Vorgang bezeichnet man im Fachgewerbe als „Spalten“. Die obere Schicht wird „Narbenspalt“ genannt und zur Herstellung von Glatt- und Nubukleder verwendet, während aus der unteren Schicht („Fleischspalt“) Veloursleder gefertigt wird.
Hier mehr Informationen zu den gängigsten Ledern im Überblick:

Nappaleder : Hierbei handelt es sich um den nach der Haarseite gelegenen Oberteil der Haut, der auch als Narbenseite bekannt ist. Das Fasergefüge ist in der oberen Schicht wesentlich dichter, was das Material reißfest, abriebfest und robust macht. Verschiedene Arten von Nappaleder sind unter anderem:
Vollnarbiges Leder ist ein glattes Leder, dessen Oberfläche nicht geschliffen oder geprägt wird, um die natürliche Narbung des Tieres zu erhalten. Es wird häufig als das Leder mit der höchsten Qualität angesehen und für Möbel und Schuhe verwendet.
Leder mit korrigierter Narbe wird geprägt, um dem Material ein einheitliches Aussehen zu geben. Das auch als Schleifnappa bekannte Material wird, wie der Name schon sagt, vor dem Prägen geschliffen und eingefärbt. Schleifnappas fühlen sich häufig etwas kühler an, als vollnarbige Leder.
Nubukleder ist ein auf der Narbenseite angeschliffenes Nappaleder, das für seine weiche, samtartige Oberfläche bekannt ist. Durch das Schleifen wird außerdem die Atmungsfähigkeit erhöht und ist deshalb beliebt zur Herstellung von Schuhen. Auch Polstermöbel, Handtaschen und Bekleidung werden aus Nubuk gefertigt.

Veloursleder : Dieses Leder wird aus der Retikularschicht, oder „Fleischspalt“, gefertigt und hat deshalb zwei raue Seiten. Im Gegensatz zu Nubukleder ist Veloursleder weniger reißfest, muss jedoch nicht weiter angeschliffen werden, um die samtartige Oberfläche zu kreieren. Veloursleder ist außerdem besonders atmungsaktiv, was es perfekt für Handschuhe, Turn- und Arbeitsschuhe macht. Das Material kann mit Folien beschichet und geprägt werden, um ihm das Aussehen von Nappaleder zu verliehen. Die Qualität ist in diesem Fall jedoch deutlich niedriger.

Lackleder : Lackleder ist ein narbenfreies Leder dessen Oberfläche entweder hochglänzend lackiert oder mit einer glänzenden Folie beschichtet wird.

Lederfaserstoff : Um die Dicke von Leder zu reduzieren wird die linke Seite des Materials gefalzt. Hierbei fallen große Mengen an Lederfasern an, die zur Herstellung von Lederfaserstoff recycelt werden. Auch Verschnittreste können verwendet werden. Lederfaserstoff wird hauptsächlich in der Herstellung von Schuhsohlen, Absätzen und in der Buchbindung eingesetzt. Das Material ist auch als LEFA oder „Bonded Leather“ bekannt.

Vorteile von Leder
• Strapazierbar
• Abriebfest
• Wasser- und feuerfest bei richtiger Vorbehandlung
• Flexibel
• Zeitlos

Nachteile von Leder
• Teuer
• Nicht vegetarisch oder vegan
• Nicht umweltfreundlich
• Bei der Herstellung werden giftige Chemikalien verwendet

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