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Was ist Viskose: Natur- oder Chemiefaser?

was ist viskose

Stoffe sind erhältlich in vielen verschiedenen Farben, Größen, Gewichten und vor allem: Bestehend aus verschiedenen Fasern. Diese können natürlich, synthetisch, organisch und anorganisch sein. Manche Stoffe haben gegen einige Vorurteile zu kämpfen. In diesem Blog stellen wir die Frage: Was ist Viskose? Die Textilie, die häufig missverstanden wird.

Was ist Viskose und wie wird die Faser hergestellt?

Vielleicht ist dir Viskose noch als Reyon bekannt, denn so wurde die Faser früher bezeichnet. In den Vereinigten Staaten ist es immer noch üblich Viskose „Rayon“ zu nennen. Aber was genau ist Viskose jetzt?

viscose yarn
Was ist Viskose?

Im 19. Jahrhundert wurde die Herstellung von Viskose entdeckt, wurde jedoch bis zum 1924 als Kunstseide verkauft. Ab den 1920er Jahren setzte sich der Begriff Reyon durch. Der Name Viskose bezieht auf das chemische Verfahren, bei der eine viskose, also zähe, Flüssigkeit ensteht, aus der die Fäden produziert werden.
Und jetzt nochmal auf Deutsch: Viskosefasern bestehen aus regenerierter Zellulose. Mit Hilfe von Chemikalien werden aus viskoser Flüssigkeit Fäden geformt.

Als hergestellte, künstliche Faser aus Zellulose ist der Stoff keine Naturfaser (wie Baumwolle, Wolle oder Seide), jedoch auch nicht 100%ig synthetisch (wie Nylon oder Polyester) – Er liegt in der Mitte.

Viskose ist ein kostengünstiger Stoff, der wegen seiner vielseitigen Anwendungsbereiche beliebt ist. Er kann mit Baumwolle gemischt in T-Shirts oder Hemden gefunden werden und sogar in luxuriösen Stoffen wie Samt oder Taft. Auch Hygieneprodukte, Krankenhaustextilien und sogar Teebeutel können zum Teil aus Viskose bestehen.

Auf molekulärer Ebene ist das Material der Baumwolle ähnlich, je nach Verarbeitung kann es jedoch verschiedene Verwendungen haben.

Nun, was ist die Faser mit den vielen Gesichtern? Um zu verstehen was Viskose ist, müssen wir uns den Herstellungsprozess ansehen.

Wie wird Viskose hergestellt?

cellulose fibre made into viscose
Zellulose ist der wichtigste Bestandteil bei der Herstellung von Viskose

Zellulose stammt aus Holz von Buchen, Pinien, Fichten oder Eukalyptus. Der Zellstoff wird mit Hilfe von verschiedenen Chemikalien bearbeitet, bis eine zähe (viskose) Masse entsteht. Die Masse wird dann durch brausenartige Drüsen in ein Spinnbad gepumpt, wo sie gerinnt und sich verfestigt: Die ersten Viskosefilamente entstehen. Diese Filamente werden zu einer Faser gesponnen, die dann weiter verarbeitet werden kann.

Chemiefasern können in zwei verschiedene Kategorien eingeteilt werden: Fasern aus natürlichen Polymeren, wie Zellulose, Proteinen und Milchsäure – Und Fasern aus synthetischen Polymeren, die nur im Labor vorkommen. Hierzu gehören zum Beispiel Polyester und Elastan.
Warum ist Viskose dann eine Chemiefaser? Der Stoff besteht ja hauptsächlich aus Zellulose, die aus Holz gewonnen wird. Die Antwort ist einfach: Um Viskose zu gewinnen, muss die Zellulose aufwendig mit Hilfe von Chemikalien verarbeitet werden. Viskose wird deshalb auch häufig als Regeneratfaser bezeichnet, also eine Faser, die aus regenerierten natürlichen Stoffen besteht.

Ist Viskose umweltfreundlich?

Da Viskose aus recycelten Pflanzenresten besteht, wird das Material häufig als umweltfreundlich und nachhaltig bezeichnet. Aber stimmt ist dem so?

Viskose ist eine der ältesten Chemiefasern und wurde industriell zuerst im Jahr 1892, als günstige Alternative für Seide hergestellt. Die Manufaktur von Viskose beginnt generell mit Holz, das dann chemisch behandelt wird.

An diesem Punkt scheiden sich die Meinungen.

Die Herstellung erfordert viele verschiedene Chemikalien: Natronlauge, Schwefelkohlenstoff und Schwefelsäure sind nur einige der Stoffe, die bei der Manufaktur eine Rolle spielen.
Auf der einen Seite haben wir also einen Stoff, der aus natürlichem und nachhaltigem Material besteht; auf der anderen Seite haben wir die Nutzung häufig giftiger Chemikalien.

Da Viskose auch aus recycelter Zellulose gewonnen werden kann, wird häufig erwähnt, dass das Material immer noch besser ist als andere Chemiefasern, wie zum Beispiel Polyester. Jedoch wird Viskose immer häufiger mit dem sogenannten Lyocell-Verfahren hergestellt. Bei diesem Verfahren wird anstatt von giftigen Chemikalien N-Methylmorpholin-N-oxid verwendet: Ein Lösungsmittel, das nicht toxisch ist und nur wenige Abfallprodukte produziert. Der Herstellungsprozess gilt als deutlich weniger umweltbelastend.

Was sind die Eigenschaften von Viskose?

what is viscose fabric
Viskose war früher als Kunstseide bekannt

Viskose hat viele verschiedene positive Eigenschaften, weshalb das Material auch so beliebt ist. Nicht nur in der Fashionindustrie, auch andere Industrien nutzen den Stoff, um zum Beispiel Hygieneprodukte oder Heimtextilien zu produzieren. Einige der Eigenschaften sind:

  • Vielseitig – Lässt sich gut mit anderen Fasern kombinieren
  • Luftdurchlässig
  • Fließender Fall
  • Exzellente Farbhaltung
  • Extrem saugfähig
  • Sehr weich
  • Lässt Hitze entweichen
  • Leichtgewicht
  • Robust und strapazierbar
  • Bequemes Tragegefühl
  • Günstig
  • Keine elektrostatische Aufladung

Das hörst sich ja super an! Es gibt jedoch ein Paar weniger gute Eigenschaften, die zu beachten sind. Jedoch sind diese keinesfalls negativ, da du bei guter Pflege des Stoffes keine Probleme haben solltest.

  • Kann in der Wäsche einlaufen
  • Knitternd
  • Lichtempfindlich
  • Kann leicht schimmeln
  • Fasern werden bei Feuchtigkeit schwächer

Viskose: Ein missverstandener Stoff?

Synthetische Stoffe werden häufig zu schnell verurteilt. Selbst Modedesigner haben Vorurteile gegen so einige Materialien.
Viskose ist wahrscheinlich der Stoff, der am meisten missverstanden wird, egal ob natürlich oder synthetisch. Das Material mag keine Naturfaser sein, ist jedoch auch keine Chemiefaser, wie zum Beispiel Polyester.

Auch die Produktion von Viskose ist in den vergangenen Jahren grüner geworden: Viele Hersteller setzen auf nachhaltige und umweltfreundliche Herstellung, wie mit Hilfe des Lyocell-Verfahrens. Wir alle möchten Mutter Natur guten Gewissens genießen und es sieht so aus, als ob viele Hersteller von Viskose einen Schritt in die richtige Richtung machen.

Viskose hat so viele Eigenschaften, die alle zu einer wunderbaren Verarbeitung beitragen: Vielfältige Kleidungsstücke und Heimtextilien, die auch du selbst herstellen kannst.

Was ist deine Meinung?

Wir möchten auch deine Meinung zu Viskose hören! Magst du den Stoff oder bist du eher skeptisch? Sag uns in den Kommentaren Bescheid.

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32 comments

  • Ich baue darauf, dass die Produktion von viskose so natürlich wie möglich geschieht. Dann bin ich bereit, es kombiniert mit Baumwolle zu akzeptieren.

  • Ich mag diese Faser sie ist angenehm auf der Haut läst sich gut waschen. Super trage Eigenschaften.

  • Vielen Dank, endlich verstehe ich was Viskose wirklich ist. Ich liebe Viskose, es ist schön zu lesen, dass Viskose heutzutage auch grüner produziert wird. Ich bevorzuge selbst meistens Baumwolle und ab und zu Viskose und habe mich deshalb schon x mal gefragt, wie dieser Stoff produziert wird ?

  • Es war sehr interessant ueber die Herstellung von Viskose zu erfahren. Dass dabei z. T. solch umweltschaedigende Chemikalien verwendet werden war enttaeuschend fuer mich. Ich hoffe sehr, dass diese nun durch umweltfreundlichere Stoffe ersetzt werden, so dass ich mit besserem Gewissen das von mir sehr beliebte Material in meiner Kleidung verwenden kann.

  • Vielen Dank für den Artikel. Endlich kann ich mir ein genaues Bild von diesem Stoff machen. Allerdings wäre eine genaue Auflistung der verwendeten Chemikalien zur Herstellung noch hilfreich.

  • Danke für den informativen Artikel. Ich bin Viskosefan. Nun ist mir auch klar warum ich diese Faser eher selten bei Öko Kleidung finde

  • Besten Dank für die vielfältige Erklärung der Viskose. Viskose war und ist für mich der beste und angenehmste Ersatz zur Baumwollbekleidung.

  • Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel!
    Hinsichtlich des Tragekomforts gibt es für mich leider deutlich spürbare Unterschiede.
    Neuerdings ist ja einiges mehr an Ware auf dem Markt, worin zu 50 oder sogar 100 % Viskose enthalten ist.
    Die Luftdurchlässigkeit hat für mich spürbar verloren, weshalb ich auch auf dieser Seite gelandet bin.
    Mir gefällt diese Qualität nicht, da das Klima in diesen Kleidungsstücken nicht so angenehm ist wie bei früheren Zusammensetzungen mit Viskose.
    Woran mag das liegen?
    Für mich fühlt es sich leider nicht nachverstärkt ökologischem Verfahren an!

  • Nur schön vor der Wäsche, leider nicht pflegeleicht, da die Kleider aus Viskose auch bei Kaltwäsche in der Maschine einlaufen und nicht mehr zu gebrauchen sind. Kleider zur Reinigung zu bringen ist mir persönlich zu aufwendig. Daher meide ich viskosehaltige Kleidung gänzlich.

  • Der Stoff sieht gut aus – keine Frage. Nur bei Sommertemperaturen von 30°C, wie wir sie im Moment haben, kann ich ausschließlich Baumwolle tragen oder noch besser natürlich Leinen. Ist leider auch eine Preisfrage, aber mein Wohlgefühl ist es mir wert.

  • eigentlich mag ich viskose sehr gern – sie hat für mich ein sehr angenehmes tragegefühl. leider ist das relativ unkalkulierbare einlaufen beim waschen schon etwas ärgerlich…
    danke für die aufschlussreiche erklärung zur herstellung und zusammensetzung

  • Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich bevorzuge Baumwolle. Aber die Kleidung aus Viskose ist auch ok. Erstaunlich, was sich daraus kostengünstig herstellen lässt. Ich trage meine Kleidung ab. Wenn ich etwas kaufe, überlege ich. Nötig/unnötig.

  • Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel!
    Viskose ist für mich – nach Seide – der schönste und edelste Stoff überhaupt; und bezahlbar!
    Der chemische Prozess bei der Herstellung hat mich etwas enttäuscht; ich bin jedoch überzeugt, jedes Produkt kann heutzutage nachhaltig hergestellt werden! Hoffen wir auf bessere und naturfreundliche Zeiten!!

  • Recht vielen Dank für den wertvollen Artikel! Prima
    Tipp.

  • Der Artikel hat mir sehr weiter geholfen. Damit steht für mich fest das auch Viskose bei mir durchfällt. Ich war immer davon ausgegangen das es sich um 100% Natur handelt. Sehr schade.

  • Sehr interessant! Ich bin etwas zwiegespalten, denn für mich ist Viscose eine „Naturfaser“, es wird ihr ja keine Chemie zugesetzt sondern sie wird nur durch die Chemie „brauchbar“ gemacht, aber nicht umweltfreundliche Herstellungsprozesse sind natürlich auch etwas, was man im Auge haben sollte.
    Ich trage hauptsächlich Baumwolle, Wolle und Leinen, aber als Viskosefaser mag ich besonders die aus Bambus vor allem in Strümpfen. Die sind warm und man bekommt keine schwitzige Füße.
    Danke für den tollen Artikel!

  • Ich trage ausschließlich Baumwolle und Viskose und hoffe sehr, dass immer mehr davon umweltfreundlich hergestellt wird!!!

  • Hallo,ein toller Bericht.Ich komme aus einer Chemiearbeiter Stadt. Viskose ist die einzige Faser die dort noch produziert wird. Ich selbst trage am liebsten reine Baumwolle. Aber ich besitze auch ein zwei Teile aus Viskose.?

  • Leider vertrage ich auf der Haut keine Wollle oder Leinen, obwohl mir Letztres für Sommerkleidung gut gefällt. Baumwolle oder Viscose vertrage ich, leider knittert beides sehr, weshalb ich Mischgewebe bevorzuge, auch mit Kunstfaser. Und zerknitterte Kleidung wirkt m.M. immer ungepflegt oder schlampig. Für Nachtwäsche nehme ich gerne Modal, weil mir Baumwolle in letzter Zeit auch nicht mehr gut bekommt, vor allem wenn sie bei der Wäsche keinen Weichspüler erhält.
    Gott sei Dank vertrage ich jegliche Kunstfaser und schwitze damit nicht. Und ist meist pflegeleicht und knitterarm. Ich trage sie seit mindestens 45 Jahren und habe bisher keine Krankheiten davongetragen. Und diese Fasern wurden immer besser. Man nimmt sie nicht zuletzt für Sportkleidung, weil sie Feuchtigkeit nach außen durchlässt, iBaumwolle hat dies nicht. Man hat lange Zeit die Feuchtigkeit auf der Haut, was nicht angenehm oder gesund ist.
    Und diese Meinung habe ich auch schon mehrere Male gehört.

  • Danke für die ausführlichen Informationen.
    Aus meiner Sicht als Chemiker liebe ich dieses Material, ebenso wie seinen Verwandten den (oder das) Lyocell.

  • Demnach müsste man Viskose als Naturprodukt einstufen, da chemische Produkte auch in der Verarbeitung von Leder und Baumwolle vorkommen und auch diese dennoch ein Naturprodukt bleiben.

  • Mich würde ein sachlicher Vergleich von Seide, Wolle, Viskose, Elasthan, Modal etc. interessieren. Übersichtlich wäre eine Tabelle, die auf eine Axe die diversen Materialien auflistet, und auf der anderen Axe Ausgangsmaterial, Pro und Contra der Herstellung, auf was bein Waschen zu achten ist (Temperatur, schleudern, einlaufen), die Verträglichkeit für die Haut / was passiert beim Schwitzen…

  • Viskose trägt sich sehr gut ? In Verbindung mit 5 % Elasthan sehr Formstabil. Es gibt denke ich kaum noch Stoffe, (auch Baumwolle nicht) die nicht chemisch ( Pestizide usw.) belastet sind.

  • Schön zu wissen was sich hinter der Bezeichnung wirklich steckt. Ein toller Beitrag der wirklich alles verständlich erklärt.

  • VISCOSE ist ein äusserst interessantes Ausgangsmaterial,
    das noch wesentlich besser vermarktet werden könnte, wenn wie bei Natur-Ausgangsprodukten wie“Cellulose“ weiterhin auf Natürlichkeit bei der Verarbeitung geachtet würde.
    Konsequenterweise müsste das dann auch auf den Etiketten der Ware ausgezeichnet sein, was einen dubiosen Zwitter zum Naturprodukt werden lässt. So könnte neben Baumwolle, Seide und Co. ein weiteres Naturprodukt entstehen, das man den Konsumenten jedoch noch gut erklären muss.
    Die Qualitäts-Aufwertung dürfte vewrmutlich ein bisschen teurer werden, doch diese Konsequenz würde sich sicherlich lohnen, weil Naturprodukte natürlich bleiben sollten und sich dann sehr angenehm ohne unerwünschte Nebenwirkungen tragen lassen, was ich als Konsumentin … und nicht nur ich sehr schätzen würden.

  • Hallo, ich würde ergänzend zudem Thema „Umweltfreundlichkeit“ gerne wissen, ob Viskose sich z. B. in der Erde zersetzen kann und wie lange es dauern würde? Danke. LG

  • Ich liebe Viskose , der Stoff fließt so schön!

  • Vielen Dank für den informativen Beitrag. Viskose ist damit auf gleicher Ebene wie Baumwolle, die zwar als umweltfreundlich und natürlich wahrgenommen wird, jedoch durch den extremen Wasserverbrauch und die eingesetzten Pestizide eigentlich auch „untragbar“ ist. Vielleicht ist ja Hanf die Faser der Zukunft!?

  • Ich merke immer, wenn es nicht reine Baumwolle ist. Der Elastahngehalt ist für mich verträglicher als Viskose. Ich frage mich, warum ich Viskose nicht vertragen kann. Hatte mir erhofft hier mehr Informationen zu finden. Viskose ist für mich ein synthetisches Produkt und daher kein Naturprodukt.

  • Ein wichtiger Punkt fehlt noch in dem Artikel:
    Viskose darf wie Wolle nicht geschleudert werden! Wenn man sie kalt (allerhöchstens 30 Grad) in der Waschmaschine im Wollwaschgang oder Schongang wäscht und höchstens bei 600-800 Umdrehungen schleudert, sofort rausnimmt und feucht aufhängt, dann passiert nichts. Nicht die Wäsche löst die Schrumpfung aus, sondern der Schleudergang. Wenn man das im Auge behält, dann bleibt der Viskosestoff wirklich lange schön. Nach einem Tag Tragen ist er allerdings verknittert und muss aufgebügelt werden, das ist der einzige Nachteil. Lyocell knittert nach meiner Erfahrung noch mehr.

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