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Was ist Musselin? Von Marco Polo bis in die Moderne

Was ist Musselin?

Was ist Musselin?

Auf den Namen „Musselin“ bist du bestimmt schon einige Male gestoßen: Das vielseitige Material wird oft in Verbindung mit Accessoires wie Schals und auch bei der Herstellung von Babykleidung erwähnt. Doch was ist Musselin eigentlich? Hier findest du alle Infos zu dem leichten und weichen Gewebe, die Vorteile, Nachteile und die Geschichte des Stoffes, damit du auch so richtig mit deinem Wissen punkten kannst.

Musselin ist ein Stoff in einfacher Leinwandbindung, der aus einer Vielzahl verschiedener Fasern hergestellt werden kann: Baumwolle und Wolle, sowie heutzutage auch Chemiefasern wie Viskose oder Polyester. Die Fasern sind nur leicht gedreht, was für eine besonders weiche, flauschige Haptik sorgt.

Seinen ersten Auftritt in der westlichen Welt hatte Musselin im 13. Jahrhundert. Der venezianische Händler und berühmte Reisende Marco Polo beschrieb das Material in seinem Buch als ein Gewebe, das in der Stadt Mossul hergestellt wurde. Die Stadt im Norden Iraks ist deshalb der Namensgeber des Stoffes, wobei der deutsche Name „Musselin“ sich aus von dem französischen „Mousseline“ ableitet.
Heutzutage wissen wir, dass Marco Polo den Stoff zwar in Mossul entdeckt haben könnte, Musselin jedoch tatsächlich aus Dhaka stammt, der Hauptstadt von Bangladesch.

Musselin Herstellung Indien

Wie wird Musselin hergestellt?

In Ostindien und der Gegend des heutigen Bangladesch kann die Herstellung von Musselin durch archäologische Funde auf das 2. Jahrhundert v. Chr. zurückdatiert werden. Die Stadt Dhaka war dabei das Zentrum der Musselinproduktion und exportierte den Stoff bereits im 9. Jahrhundert in die arabische und muslimische Welt.
Der Grund für Dhakas Monopol waren besondere Baumwollpflanzen, die in der Umgebung der Stadt heimisch waren und generell nirgendwo anders gedeihen konnten.

Um die Fasern weich und flauschig zu halten, wurden die Garne nur bei hoher Luftfeuchtigkeit gesponnen. Die Weber waren häufig junge Frauen, die am frühen Morgen oder am späten Abend arbeiteten, da zu diesen Zeiten die natürliche Luftfeuchtigkeit am höchsten ist. Schalen, die mit Wasser gefüllt waren, halfen dabei die Feuchtigkeit in den Räumen zu erhalten.

Heutzutage wird Musselin maschinell hergestellt und die Luftfeuchtigkeit spielt hierbei keine Rolle. Die Fasern sind nur leicht gesponnen, was für das weiche Tragegefühl sorgt. Beim Weben wird eine klassische Leinwandbindung verwendet, die recht locker sitzt. Durch diese netzartige Struktur hat der Stoff ein leichtes Gewicht und ist durchscheinend.

Was ist Musselin: Wie wird der Stoff verwendet?

Marie Antoinette im Musselinkleid
Marie-Antoinette im Musselin­kleid, Élisabeth Vigée-Lebrun (1783)

In Europa erlebte Musselin seine Blütezeit im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gewann die sogenannte „Mode à la grecque“ (zu Deutsch „griechische Mode“) an Beliebtheit in wohlhabenderen Kreisen. Diese Art der Damenmode lehnte sich stark an Vorbilder aus dem antiken Griechenland und dem Römischen Reich an. Kennzeichnend für den Stil waren lange gerade Damenkleider, tunikaartige Schnitte, Hemdkleider mit hohen Taillen, kurze Ärmel und freizügige Dekolletés. Leicht transparenter Musselin wurde zur Herstellung der Kleidungsstücke verwendet, um den Anschein von Nackheit zu erwecken, tatsächlich trugen die Damen jedoch fleischfarbene Unterkleider.

Da der feine Stoff jedoch kaum vor Kälte schützte, litten viele der Frauen unter Erkältungskrankheiten, die zu dieser Zeit scherzhaft „Musselinkrankheiten“ genannt wurden.

Auch heutzutage ist Musselin aufgrund seiner leichten und weichen Natur beliebt. Der Stoff wird zur Herstellung von Blusen, Hemden, Sommerkleidern und sogar Gardinen verwendet. In mehreren Lagen ist er zum Nähen von Babykleidung und auch Schals beliebt, da Luft, die sich in der offenen Struktur befindet, für zusätzliche Wärmeisolation sorgt.

Was ist der Unterschied zwischen Musselin und Mull?

Mamas und Papas weltweit kennen es: Musselin- und Mulltücher werden beide als Spucktücher und Stoffwindeln eingesetzt. Doch was ist der Unterschied zwischen den beiden Stoffen?

Mulltücher werden auch Seih- oder Käsetücher genannt. Mull wird nicht nur von frischgebackenen Eltern verwendet, sondern kann auch als Verbandsmaterial und zum Abseihen von Käse und anderen Milchprodukten genutzt. Es handelt sich um leichten, dünnen und porösen Stoff in Leinwandbindung. Im Gegensatz zu Musselin werden die Garne jedoch nicht gezwirnt. „Zwirnen“ bedeutet, dass aus mehreren Fasern ein Garn gedreht wird. Die Drehung ist bei Musselin nur sehr locker, was den Stoff so weich macht. Da das Zwirnen die Oberfläche eines Garns jedoch verringert, heißt es, dass das Garn weniger saugstark ist. Um die Saugfähigkeit von Mulltüchern zu verstärken, wird bei der Herstellung dieser also vollkommen auf ein Zwirnen der Garne verzichtet. Ein Nachteil von ungezwirnten Garnen ist, dass diese sehr schnell ausfransen und flusig wirken können, was durch die leichte Drehung von Musselingarnen verhindert werden kann.

Was ist Musselin Mull Vergleich

Vorteile von Musselin

  • Leichtes Gewicht
  • Durchscheinend
  • Weiche Oberfläche
  • Atmungsaktiv
  • Vielseitig

Nachteile von Musselin

  • Fasern können sich aufgrund der feinen Struktur verziehen
  • Durch die wellige Oberfläche können Drucke in Form variieren
  • Lockere Struktur kann auch für variierende Farbtöne sorgen

Was ist Musselin: Personalisiere deinen eigenen Stoff

Musselin ist ein Stoff mit langer Geschichte. Und mit seinen vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten, dem weichen Finish und leichtem Gewicht ist dies auch kein Wunder. Lasse Musselin bedrucken, um deine Kunst zum Leben zu erwecken und entdecke den Stoff von erster Hand.

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