Die Theorie ist vielen bekannt: Wir wissen aus welchen Bestandteilen ein Stoff besteht, sind uns über die Geschichte bewusst und wissen was zur Grundausstattung für Nähanfänger gehört. Und wir alle sind uns bewusst, dass die meisten Kleidungsstücke und Accessoires Säume haben. Doch was ist ein Saum genau? Welche Arten von Säumen gibt es? Und was genau muss beim Nähen von Säumen beachtet werden?
Was ist ein Saum?
Bei Textilien handelt es sich beim Saum um die vernähte Stoffkante, durch die ein Ausfransen des Stoffes verhindert wird. Der Saum selbst wird häufig ein- oder mehrfach umgeschlagen und dann mit bestimmten Stichen befestigt. Säume können mit der Hand, mit der Maschine oder einer Kombination von manuellen und maschinellen Stichen vernäht werden.
Das Nähen eines Saumes nennt man „versäubern“. Nicht alle Textilien müssen versäubert werden. Stoffe die nicht ausfransen, wie zum Beispiel Echtleder oder Kunstleder, kommen oft auch ohne Säume aus. Für ein sauberes Finish werden diese Materialien jedoch häufig trotzdem mit einem Saum ausgestattet. Der richtige Saum verleiht den Abschlüssen eines Kleidungsstücks einen professionellen Touch.
Was ist eine Nahtzugabe?
Die Frage „Was ist ein Saum?“ wurde hiermit geklärt. Doch bevor wir uns die verschiedenen Arten von Säumen ansehen, gibt es einen weiteren Begriff der erklärt werden muss. Diesen Begriff wirst du häufig antreffen, wenn du nach Infos zu verschiedenen Säumen suchst. Es handelt sich um die sogenannte „Nahtzugabe“ oder die „Saumzugabe“.
Beide Begriffe bezeichnen den Abstand zwischen der eigentlichen Naht und der Schnittkante. Gemessen wird die Nahtzugabe von der offenen Stoffkante bis zu der Stelle, an der sich die Naht befinden soll. Je nach Stoffart, -Dicke und Nähvorgaben kann die Zugabe variieren: So wird bei normalen Nähten, beispielsweise an Arm- und Halsausschnitten, eine Nahtzugabe von 1 bis 3 cm empfohlen, während an den eigentlichen Säumen eine höhere Zugabe von 5 bis 7 cm gewünscht ist. Die benötigte Zugabe für ein bestimmtes Kleidungsstück ist häufig im Schnittmuster zu finden.
Was ist ein Saum: Die wichtigsten Saumarten
Einfacher Umschlagsaum: Der einfache Umschlagsaum ist wahrscheinlich die bekannteste Saumart und aufgrund seiner Einfachheit auch für Anfänger geeignet. Bei diesem Saum wird die offene Kante auf die linke Stoffseite gefaltet und dann mit einem Gerad- oder Steppstich vernäht. Da die Schnittkante offen bleibt ist ein anderer Name für diesen Saum auch „offener Umschlagsaum“.
Die Nahtzugabe beträgt hier ca. 2 cm, je 1 cm pro Umschlag. Aufgrund der offenen Kante sollten stark fransende Stoffe mit einem Zickzackstich versäubert werden.
Doppelter Umschlagsaum: Auch der doppelte Umschlagsaum ist eine Saumvariante, die aufgrund ihrer einfachen Konstruktion gut für Anfänger geeignet ist. Spezielle Nadeln oder Nähmaschinenfüße werden hier nicht benötigt. Im Gegensatz zum einfachen Umschlagsaum wird der Stoff hier zwei Mal auf die linke Stoffseite umgeschlagen. Wie bei der einfachen Version wird die Innenkante jedoch auch hier mit einem Steppstich vernäht. Um das Nähen zu vereinfachen kann der Umschlag mit Stecknadeln fixiert oder gebügelt werden.
Auch hier beträgt die Nahtzugabe 1 cm je Umschlag, es sei denn eine andere Zugabe wird im Schnittmuster vorgegeben. Von der Stelle der Naht bis zur Schnittkante sollte die Nahtzugabe beim doppelten Umschlagsaum also 3 cm messen.
Blindsaum: Der Blindsaum beginnt ganz genau wie der doppelte Umschlagsaum: Der Stoff wird zwei Mal auf die linke Seite umgeschlagen. Hier hören die Gemeinsamkeiten jedoch bereits auf, denn der Blindsaum wird nicht mit einem Steppstich vernäht, sondern mit einem speziellen Blindstich. Dieser Blindstich besteht aus kurzen punktuellen Stichen, die nur durch eine Faser der äußeren Stofflage gehen, und relativ langen Stichen auf der linken Stoffseite. Da die Nadel den Stoff nicht vollkommen durchdringt, ist auf der rechten Stoffseite keine Naht sichtbar.
Auch hier empfiehlt es sich die Umschläge vor dem Vernähen zu Bügeln oder anderweitig zu fixieren, um das Nähen des Saums zu vereinfachen. Der Blindsaum findet oft bei Kleidungsstücken aus festeren Stoffen, wie Jacken, Hosen, Jacketts und Röcken Verwendung.
Rollsaum: Der Rollsaum empfiehlt sich bei sehr seinen und dünnen Geweben, bei denen ein Umschlag durch den Stoff hindurchscheinen würde. Seinen Namen hat der Rollsaum von der schmalen Rolle, die sich durch die Nähart an der Kante bildet. Der Saum kann auch bereits als Rolle angenäht werden. Zum Nähen eines Rollsaums mit der Maschine wird ein spezieller Fuß benötigt.
Abgekurbelter Saum: Ein abgekurbelter Saum ähnelt einem einfachen Umschlagstich. Auch hier wird die Stoffkante einmal auf die linke Seite umgeschlagen, jedoch nicht mit einem Geradstich vernäht. Stattdessen wir ein eng eingestellter Zickzackstich verwendet. Der Zickzackstich wird nah an der Außenkante des Umschlags platziert. Nachdem der Saum vernäht wurde wird der Stoff an der Innenkante des Umschlags dicht an der Naht abgeschnitten.
Der abgekurbelte Saum wird manchmal auch (fälschlich) als Rollsaum bezeichnet, da sich der Saum durch die eng eingestellte Naht einrollt.
Bügelsaum: Hierbei handelt es sich um einen Saum, der voll und ganz ohne Nähen auskommt. Die Stoffkante wird nach Innen auf ein darunter platziertes Haftvlies umgeschlagen. Mit Hilfe eines Bügeleisens wird der Umschlag dann befestigt.
Damit haben wir nun nicht nur die Frage „Was ist ein Saum?“ beantwortet, sondern auch wichtige Begriffe wie Nahtzugaben bzw. Saumzugaben und die am häufigsten vorkommenden Saumarten geklärt. Lasse dich von unserer riesigen Auswahl an Stoffen zu deinem nächsten Projekt inspirieren oder bestelle unsere Musterbox, um über 100 Textilien von erster Hand begutachten zu können.